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Ein Riesenhai (Cetorhinus maximus).
die stark bedrohte, zweitgrösste Haiart.
© J. Stafford-Deitsch
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Viele Aspekte der Biologie der Riesenhaie sind noch absolut unbekannt. Unklar ist
immer noch, wo sich die Tiere in der kalten Jahreszeit aufhalten und auch ihr
Reusenapparat gibt Wissenschaftlern Rätsel auf, denn die Riesenhaie können
diese Filterstruktur im Maul, die Kleinstlebewesen aus dem Wasser siebt,
offensichtlich abwerfen und erneuern.
Die wichtigsten Merkmale sind die riesigen Kiemenschlitze, die den Kopf nahezu
umkreisen, zusammen mit einer spitz zulaufenden Schnauze. Weitere gute
Erkennungsmerkmale sind der halbmondförmige Schwanz und die gut
ausgebildeten Kiele auf dem Schwanzstiel.
Die maximale Grösse dieser Tiere liegt bei ca. 10 m, Berichte
über grössere
Exemplare dieser Art konnten bis anhin nicht bestätigt werden. Das maximale Alter
dieser Tiere ist unbekannt. Bestrebungen sind im Gang, dies anhand der Anzahl
der Wirbelringe (ähnlich dem Wachstum von Baumstämmen) im Vergleich zu
Tiergrössen bekannter Populationen zu bestimmen.
Riesenhaie gehören zu den wenigen Planktonfressern unten den Haien. Neben
ihnen sind es nur noch die Walhaie
(Rhincodon typus,
Fact Sheet Shark Info 3/00)
und die Riesenmaulhaie
(Megachasma pelagios, Fact
Sheet Shark Info 1/99), die
sich bevorzugt von diesen Kleinstlebewesen ernähren. Von anderen Arten, wie
beispielsweise den Blauhaien (Prionace glauca) ist bekannt, dass sie ebenfalls in
der Kiemenregion über die notwendige Struktur verfügen, Wasser zu sieben und
entsprechend Plankton (Krill) als Nahrungsgrundlage zu verwerten, doch tun sie dies
nur in seltenen Fällen. Bei dieser Struktur handelt es sich bei Riesenhaien um
Kiemenreusen. Dies ist der Hauptgrund, weshalb Riesenhaie nahezu permanent
mit weit geöffnetem Maul durchs Wasser schwimmen. Im Unterschied zu den
Walhaien handelt es sich bei Riesenhaien um passive Filtrierer, was bedeutet, dass
sie das Wasser nicht aktiv einsaugen, sondern es einströmen lassen.
Die Fortpflanzung dieser Art ist relativ schlecht erforscht. Wie auch andere Vertreter
derselben Gruppe (Weisse Haie, Heringshaie, Fuchshaie und andere) sind auch
sie lebendgebärend, doch sind die Embryonen nicht mit einer Plazenta mit dem
Muttertier verbunden. Die embryonale Ernährung geschieht vorwiegend durch das
Fressen von Eiern, die die Mutter produziert (Oophagie, Fressen von Eiern). Die
Geburtsgrösse liegt bei ungefähr 1.7 m. Diese Art scheint Gruppenpaarungen
durchzuführen, wobei das Geschlechtsverhältnis bei Zählungen auf der Seite der
Weibchen lag. Riesenhaie haben möglicherweise die längste Schwangerschaft
unter den Haien.
Die Art bevorzugt kühle und gemässigte Gewässer und ist nahezu weltweit
verbreitet, wobei sie auf Kontinentalsockel Regionen beschränkt scheint. Man findet
sie sowohl in unmittelbarer Ufernähe als auch im offenen Wasser. Die Tiere
scheinen Migrationen (Wanderungen) zu unternehmen und tauchen periodisch an
gewissen Orten auf. Riesenhaie findet man auf der nördlichen Halbkugel vor China,
Korea und um Japan herum, an der Ostküste der USA, von Neufundland bis
hinunter nach Florida, um Grossbritannien und Norwegen, aber auch im Mittelmeer.
Auf der südlichen Halbkugel sind sie primär in Südaustralien, Teilen von Südamerika
und an der Spitze von Südafrika zu finden.
Riesenhaie wandern meist in Gruppen, entsprechend fressen sie auch zusammen.
Fressverhalten und Wanderungen scheinen mit den Planktonblüten
zusammenzuhängen, wobei vermutet wird, dass sich die Tiere periodisch, wenn
kein Plankton vorhanden ist, in tiefere Regionen zurückziehen und ihre
Reusenapparate abwerfen. Entsprechend dieser Hypothese werden die
Reusenapparate dann bis zur nächsten Planktonblüte regeneriert. Bedingt durch die
Fetteinlagerung in ihrer riesigen Leber, könnten sie die Zeit ohne Plankton
problemlos überstehen. Anderen Hypothesen zufolge fasten die Tiere während
der planktonarmen Zeit nicht, sondern ernähren sich, ohne ihren Reusenapparat,
von bodenlebenden Organismen. Es muss noch einige Forschungsarbeit geleistet
werden, bis diese Vorgänge wirklich verstanden sind.
Riesenhaie sind harmlos. Bedingt durch die riesige Leber wurden die Tiere früher
wegen dem hohen Gehalt an Vitamin A gejagt, daneben wurde das Leberöl auch
als Lampenöl verwendet. Bedingt durch die sehr geringe Fortpflanzungsrate und
den starken Fischereidruck gehören diese Tiere heute zu den bedrohten Haiarten
(IUCN: endangered).
Riesenhaie (engl. Basking shark) waren die Grundlage für die Seeungeheuer.
Bedingt durch ihre Schwimmweise direkt an der Oberfläche ("basking": sich sonnen)
und das oftmals direkte Hintereinanderschwimmen, durchbricht die Rückenflosse
und der oberste Teil der Schwanzflosse die Wasseroberfläche. Schwimmen nun
mehrere Tiere hintereinander kann es durchaus den Anschein machen, dass es sich
um ein einziges riesiges Tier handelt.
Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info / Dr. Erich K. Ritter
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