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Der eigentliche Dornhai (Squalus acanthias).
© Shark Info / J. Stafford-Deitsch
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Wir kennen die Dornhaie hauptsächlich durch ihren bekanntesten Vertreter, den
eigentlichen Dornhai, Squalus acanthias. Doch der Name «Dornhaie» steht nicht nur für
diese eine Haiart, sondern für eine ganze Familie. Zur Familie der Dornhaie gehören zum
Beispiel so unterschiedliche Formen wie die Grönlandhaie und die Zigarrenhaie. Der Name
«Dorn»haie ist hierbei irreführend, denn entgegen den Erwartungen haben nicht alle Arten die
markanten Dornen vor der Rückenflosse. Doch obwohl die Arten dieser Familie teilweise sehr
unterschiedlich aussehen, haben sie alle eines gemeinsam: Sauglöcher hinter den Augen und allen
fehlt eine Analflosse. Die meisten Dornhaiarten leben in der Tiefsee, was die Beobachtung der
Tiefseeformen in ihrem natürlichen Umfeld sehr schwierig macht. Deshalb ist das wenige, was wir
über sie wissen, oft sehr spekulativ. Generell ist über die Biologie der Dornhaie wenig
bekannt. Die wohl am Besten untersuchte Art dieser Gruppe sind die eigentlichen Dornhaie, Squalus
acanthias, wobei sich auch bei ihnen die Kenntnisse vornehmlich auf fischereirelevante
Informationen beschränken.
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Verbreitungsgebiet des Dornhaies (Squalus acanthias).
Quelle: FAO Species Identification and Data Programme.
© Shark Info / J. Stafford-Deitsch
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Die eigentlichen Dornhaie haben ein begrenztes Verbreitungsgebiet (siehe
Karte), denn im Allgemeinen bevorzugen diese Tiere einen Temperaturbereich zwischen 7 und 15 Grad.
Dennoch sind sie wahrscheinlich die individuenreichste Haiart. Alleine vor Massachusetts (USA) wurden
beispielsweise um die Jahrhundertwende ca. 27 000 Tonnen jährlich gefangen.
Über das Höchstalter dieser Tiere wird noch
spekuliert. Werte von 30 und sogar bis 100 Jahren sind in der Literatur zu finden.
Vieles über die Biologie von Squalus
acanthias ist erst fragmentarisch bekannt. Erst letztes Jahr wurde entdeckt, dass sie zwei
Fressmethoden haben. Einerseits saugen sie das Futter ein, wobei durch schnelles Absenken des
Unterkiefers ein Sog erzeugt wird, andererseits werden Beutetiere gerammt, bevor sie gefressen werden.
Die bevorzugte Nahrung scheinen Schwarmfische zu sein, doch auch Wirbellose wie Krebse oder Muscheln
gehören zu ihrer Nahrungspalette.
Dornhaie haben eine Fortpflanzung, die sie sehr empfindlich gegenüber der Fischerei macht. Das
Alter, in dem sie die Geschlechtsreife erreichen, ist nicht eindeutig zu bestimmen. Befunde sprechen
von 10-20 bis hin zu 30 Jahren. Derartige Schwankungen deuten darauf hin, dass Unterschiede zwischen
Verbreitungsgebieten auftreten können. Äussere Faktoren wie zum Beispiel Wassertemperatur
und Nahrungsangebot können sowohl die Geschlechtsreife, als auch die Wurfgrösse
beeinflussen, die zwischen 1 und ca. 20 Tieren liegt. Generell ist man sich einig, dass die
Schwangerschaft mit 18-24 Monaten, verglichen mit anderen Haiarten, überdurchschnittlich lange
dauert. Dornhaie erreichen meist nicht mehr als ca. 120 cm, wobei die Geschlechtsreife mit ca. 60-70
cm (Männchen) resp. 70-100 cm (Weibchen) erreicht wird. Die Geburtsgrösse liegt bei 22
oder 23 cm. Fasst man diese Faktoren zusammen: späte Geschlechtsreife, geringe Nachwuchsrate und
lange Schwangerschaft, so erstaunt es nicht, dass die Dornhaie eine Überfischung nur schlecht
verkraften. Ihre «langsame» Fortpflanzung bietet ihnen nicht die Möglichkeit, angeschlagene
Bestände schnell wieder aufzubauen.
Nicht nur die Fischerei wirkt sich auf die Dornhaibestände aus. Ihre relativ geringe
Grösse macht sie zur leichten Beute für andere Haiarten, Seehunde und Schwertwale.
Dornhaie treten oft in Schwärmen auf, die aus Tausenden von Tieren
bestehen können. Diese Schwärme werden gebildet, um gemeinsam zu jagen, aber auch als Schutz
vor Feinden. Gewisse Schwärme bestehen aus schwangeren Weibchen, die ihre Gebärplätze,
zum Beispiel die San Francisco Bay, aufsuchen. Weibchen und Männchen leben meist in getrennten
Schwärmen, gemischte Gruppen trifft man nur selten. Die Männchen bevorzugen hierbei die
flacheren Regionen, wobei Weibchen lediglich ins flache Wasser kommen, um zu gebären.
Dornhaie unternehmen grosse Wanderungen, die einerseits vom Futter, andererseits aber
auch durch die Wassertemperaturen beeinflusst scheinen. Das Wanderungsverhalten ist jedoch eher
schlecht untersucht. So fand man zwar ein markiertes Tier, das eine Wanderung von 6 500 km gemacht
hatte, die Gründe dafür sind jedoch reinste Spekulation.
Die Dornhaie sind zwar harmlos, an der Basis der
Dornen wird jedoch ein Gift ausgeschieden. Das Gift kann allerdings nur bei Allergikern zu
grösseren Komplikationen führen.
Weiterführende Literatur:
Cheryl D. Wilga and Philip J. Motta (1998). Conservation and variation in the
feeding mechanism of the spiny dogfish Squalus acanthias. J. Exp. Biol 201 (9): 1345-1358.
Compagno, L. J. V. (1984). Sharks of the world. FAO
Species Catalogue. Vol. 4(2): 111-113.
Hanchet, S.
(1988). Reproductive biology of Squalus acanthias from the east coast, South Island, New
Zealand. N. Z. J. Mar. Freshwater Res. 22: 537-549
Walker, T. I., Taylor, B. L., Hudson, R. J. and J. P. Cottier
(1998). Implications on recent increases in catches on the dynamics of Northwest Atlantic spiny
dogfish (Squalus acanthias). Fish. Res. 39 (2): 139-164.
Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info
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