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Shark Info   (01.09.1997)

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  Intro:

Haidrama auf den Galapagos

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  Hauptartikel:

Welterbe der Natur in Gefahr

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  Artikel 1:

CITES-Konferenz vom 9. bis 20. Juni 1997

Shark Info

  Fact Sheet:

Weshalb der Hammerkopf?

Dr. J. F. Morrissey


CITES-Konferenz vom 9. bis 20. Juni 1997

Der Hai - Ein Tier mit schwacher Lobby

Bericht Shark Info

Haie sind an der Konferenz des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) vom 9. bis 20. Juni in Harare kein Verhandlungsgegenstand für die Rote Liste. Einer der Hauptgründe: riesige Informationslücken.

«Noch immer gibt es keine internationalen Verträge, die eine sogenannte nachhaltige Haifischerei garantieren würden», sagt Michael Sutton vom WFF International und Direktor der Kampagne zum Schutz der gefährdeten Meere. Ansätze dafür gibt es erst in den USA, Kanada, Neuseeland, Australien und Südafrika. Es bestünden riesige Informationslücken über die Bedrohung durch den globalen Handel von Haiprodukten, so Steven Broad, Geschäftsführer von TRAFFIC, einer auf Handelsfragen spezialisierten WWF-Tochter: «Wir wissen nur, dass der Handel gewaltig ist, die Haie extrem gefährdet und die meisten Fischindustrien unkontrolliert sind.» Die Stimmen über eine nachhaltige Nutzung, sprich selektivere Fangmethoden werden immer lauter. Die Frage des Haischutzes sei politisch eine «sehr sensible» Angelegenheit, sagt Sarah Fowler, Vorsitzende der Haispezialistengruppe (SSG) der Internationalen Naturschutz-Union (IUCN). Bei den Schutzbemühungen gibt es vielerlei Hürden. Eine davon ist eine fragwürdige Beschäftigungspolitik. So subventionieren Regierungen in aller Welt ihre Fischerei-Industrien jedes Jahr mit 54 Milliarden Dollar - diese enorme Summe steht Fischereierträgen von nur gerade 70 Milliarden Dollar gegenüber. Die Fischerei ist damit die höchstsubventionierteste Industrie der Welt - mit verheerenden Folgen für die Ökosysteme der Meere. Dazu gehören auch die rund 380 Haiarten, von denen heute rund 70 in besorgniserregendem Zustand sind. Haie spielen als Top- und Superräuber in den marinen Nahrungsketten die Schlüsselrolle.

Als erstes müsste vor allem der Beifang reduziert werden. Von den schätzungsweise 1,3 Millionen Tonnen Haien, die weltweit jedes Jahr gelandet werden sind laut einer konservativen Schätzung der FAO etwa 230 000 bis 240 000 Tonnen Beifang, der als «Abfall» wieder über Bord geworfen wird. Eine Reduktion des Beifanges bedingt selektivere Fischereimethoden, was erhebliche Mehrkosten bedeuten würde. Selbst wenn Haiarten auf einen der Anhänge des Washingtoner Artenschutzabkommens gesetzt würden, wäre die Durchsetzung der internationalen Rechtsverbindlichkeit mangels genügender finanzieller Mittel und Kontrollen kaum möglich. Wie beim Tropenholz kommt Haifleisch in vielen Erscheinungsformen auf den Markt. So ist es kaum möglich zu bestimmen, ob im Endprodukt eine Haiflosse steckt, die von einer bedrohten Art kommt oder nicht. «Die Kontrolle müsste vor Ort, auf den Fabrikschiffen auf hoher See erfolgen», meint Thomas Althaus vom Schweizerischen Bundesamt für Veterinärwesen in Bern zum Problem der Umsetzung eines möglichen CITES-Abkommens: «Es macht wenig Sinn, Arten auf den CITES-Index zu setzen, wenn er nicht vollziehbar ist», meint auch Monica Borner vom WWF Schweiz. Ausserdem bestünden über die Verbreitung der Haie noch sehr wenige Daten. «Wir müssen baldmöglichst einen Konsens über den Schutz von Haiarten finden», fordert eindringlich Obduelo Menghi, wissenschaftlicher Koordinator der CITES in Genf. «Ohne Einigkeit darüber, wie der Vollzug zum Schutz bedrohter Haiarten erfolgen soll, macht ein CITES-Abkommen wenig Sinn.»

Doch selbst, wenn die Kontrollen funktionieren würden, bedeutete dies nicht, dass Arten auf der Roten Liste für immer geschützt wären. Jede Art kann nämlich aufgrund einer Resolution wieder von der Liste entfernt werden oder eine Zurückstufung des Schutzsstatus erhalten. So wird zum Beispiel in Harare aufgrund einer Eingabe von Zimbabwe, Botswana und Namibia darüber abgestimmt, ob Nashörner zurückgestuft werden, um das Nashorn-Elfenbein wieder in den Handel bringen zu können. Ähnliches gilt auch für den Zwergwal, für den Japan und Norwegen in einer Resolution eine Zurückstufung verlangen.

Harare: Hai trotzdem ein Thema

Vorschläge für Arten, die unter den CITES-Kriterien geschützt werden sollen, müssen von staatlichen Stellen beim CITES-Sekretariat in Genf eingereicht werden. Nichtstaatliche Organisationen wie IUCN, WWF und andere haben lediglich Beraterstatus. Im Hinblick auf Harare gab es keine Regierung, die sich den Haien annahm. Einzig die USA reichte rechtzeitig - 150 Tage vor der Konferenz - eine Resolution ein, die sämtliche Sägefischarten (dem Hai verwandte Rochen) auf den Anhang I setzen möchte. Dieser Anhang enthält vom Aussterben bedrohte Arten, für die ein Handel auf internationaler Ebene verboten ist.

Obwohl nun keine Haie auf die Rote Liste kommen, wird der WWF der USA in Harare sämtlichen Delegierten eine Liste mit den zehn «am meisten gewünschten» zu schützenden Arten aushändigen. Darauf ist zum Beispiel der Makohai, der besorgniserregende Bestände erreicht hat. Um die Marktbedürfnisse zu befriedigen, werden in Kalifornien bereits juvenile, nicht fortpflanzungsfähige Tiere gefangen.

In Harare wird auch ein mehrhundertseitiger TRAFFIC-Report («Übersicht über den Welthandel für Haie und andere Knorpelartige») zur Diskussion gestellt. Darin stellt TRAFFIC, die auf Handelskontrollen spezialisierte WWF-Tochter, erste Schritte zur Erfassung des Schadenausmasses und der Kontrolle vor. Am Report haben die Haispezialistengruppe (SSG) und die «Species Survival Commission» der IUCN mitgearbeitet.

Das «Animals Comittee» der CITES (Convention on International Trade in Endangered species of Wild Flora and Fauna) tagt in Harare zum zehnten Mal. Der CITES gehören 135 Mitgliedstaaten an; zur Zeit sind etwas mehr als 2500 Tierarten und 30 000 Pflanzenarten unter verschiedenen Kategorien (Appendix I bis III) geschützt, bzw. im Handel kontrolliert und eingeschränkt.

Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info



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modifiziert: 04.06.2016 11:48