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Shark Info   (15.06.2001)

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  Intro:

Der Untergang der traditionellen Haifischerei

Shark Info

  Hauptartikel:

Der Untergang der traditionellen Haifischerei

Shark Info

  Artikel 1:

Fischerei, Flossen und weltweit fast keine Regelungen

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  Artikel 2:

Telefonumfrage der Naturschutzorganisationen WildAid und Earthcare in Hong Kong und Taiwan

Shark Info

  Artikel 3:

Haiunfall-Serie in Florida: Fakten und Hintergründe

Dr. E. K. Ritter

  Fact Sheet:

Schwarzspitzenhai

Dr. E. K. Ritter


Fischerei, Flossen und weltweit fast keine Regelungen

Bericht Shark Info

Haiflossen Suppe

Haiflossensuppe: Statussymbol und Auslöser des Booms im Flossenhandel.

© D. Perrine / Hai-Stiftung

Haifleisch wird nahezu weltweit gegessen. In einigen Drittweltländern gilt es sogar als die primäre Proteinquelle. Eine nachhaltige Verwertung von Haifleisch unter Berücksichtigung von Fangbegrenzungen und Schonzeiten ist durchaus vertretbar. Inakzeptabel sind jedoch die weltweit zunehmenden Auswüchse des Raubbaus an den Haibeständen wie zum Beispiel das Abschneiden der Flossen zur Herstellung von Haiflossensuppe («Finning»).

Der Ursprung der Haiflossensuppe liegt mehr als 2000 Jahre zurück und wird im südlichen China vermutet. Neben dem eigentlichen Nährwert ist die Haiflossensuppe hauptsächlich ein soziales Ereignis und Statussymbol geworden. Da die Suppen-Haiflosse aus Knorpelstäbchen besteht, die keinerlei Eigengeschmack haben, wurde die soziale Stellung einer Familie in asiatischen Regionen davon abhängig gemacht, wie gut oder vielseitig ihr Koch Haiflossen-Gerichte herstellen konnte. Bis heute wird Haiflossensuppe bevorzugt an Hochzeiten, zu Geburtstagsfeiern, Geschäftsanlässen oder auch dem chinesischen Hauptereignis, dem chinesischen Neuen Jahr serviert. Dabei wird der Wohlstand der einladenden Gesellschaft an der Breite und Dicke der Knorpelstäbchen gemessen, da diese den Preis der Flossen bestimmen.

Der Haiflossenmarkt nimmt ständig zu. Da nahezu keine Gesetze oder Regulierungen bezüglich Finning existieren, gibt es nur fragmentarische Mengenangaben zu Importen und Exporten. Die wenigen Zahlen, die bekannt sind, lassen jedoch Schlimmes erahnen.

1980 wurden nach offiziellen Angaben weltweit ca. 3000 Tonnen Haiflossen gehandelt. Eine Menge, die in Wirklichkeit sicher um ein Mehrfaches höher lag.

Statistiken aus Taiwan, Singapur und dem Weltzentrum des Flossenhandels Hong Kong deuten auf ein explosionsartiges Wachstum des Handels mit Haiflossen hin. 1999 wurden nach offiziellen Angaben der Zollbehörden von Hong Kong 6954 Tonnen Haiflossen zum Wiederexport freigegeben. Sie gingen vorwiegend nach Taiwan, Singapur, Malaysia, Korea und China. Alleine China importierte 3000 Tonnen Flossen aus Hong Kong.

China muss heute als der grösste Absatzmarkt für Haiflossen angesehen werden. Durch die Lockerung der Gesetze und die Akzeptanz westlichen Wohlstands entstand eine Mittelschicht, die sich nun Haiflossensuppe leisten kann, die ca. 250 Millionen Menschen umfasst. Bis 1987 war China nur unwesentlich am Flossenhandel und -konsum beteiligt, da die Regierung sich gegen Wohlstand aussprach und Haiflossensuppe als unpassendes Statussymbol angesehen wurde. Durch den Aufschwung von Bejing und Shanghai wurde für die neue Mittelklasse eine Grundlage für Wohlstand und damit auch ein Absatzmarkt für Haiflossen geschaffen. Entsprechend hat China selbst begonnen, Haie zu fischen. Die Mengen sind nicht bekannt, doch stieg die Anzahl von Hochleistungsschiffen (500 BRT), die dafür geeignet sind, von einem Schiff im Jahre 1975 auf 26 Schiffe im Jahre 1992. 1996 hatte Shanghai alleine bereits 64 Schiffe. Chinesische Fangschiffe werden vorwiegend im Nordpazifik, dem Atlantik und im indischen Ozean gesichtet.

Taiwan rangiert auf Platz fünf im weltweiten Haiflossenhandel. Es unterhält die weltweit grösste Fischereiflotte, die primär in internationalen Gewässern fischt, weg von den eigenen Hoheitsgewässern. Lokale taiwanesische Fischer landen ca. 430 Tonnen Fische jährlich, während die international arbeitenden taiwanesischen Flotten nach offiziellen Angaben rund 34000 Tonnen Fische fangen. Diese Zahl liegt jedoch erfahrungsgemäss weit unter der effektiv eingebrachten Menge. Erstaunlicherweise verarbeitet die lokale Fischerei den gesamten Hai, während die taiwanesische Hochseefischerei nur an Flossen interessiert ist. 1998 besass Taiwan 2325 Longliner, 1530 Kiemennetzer, 2161 «Otter Trawlers», 56 «Bull Trawlers», und eine unbekannte Anzahl von «Schleppnetz» Fischerbooten. In diesen Zahlen sind die FOC Schiffe (Flag of Convenience, siehe Kasten), also unter fremder Flagge registrierte Schiffe, nicht mit eingerechnet.
Ein weiterer Grund, warum Taiwan immer mehr zum Dreh- und Angelplatz von Haiflossenprodukten wird, sind die hohen Importtaxen. Laut Gesetz dürfen nur taiwanesische Schiffe in Taiwan zollfrei ihre Ladung löschen. Andere Schiffe zahlen einen Importzoll von 42%. Entsprechend übernehmen taiwanesische Schiffe die Flossen von anderen Ländern, die nach Taiwan exportieren möchten, bereits auf hoher See. Einer der wichtigsten solcher Lieferanten ist Spanien, wobei sich die Kanarischen Inseln immer mehr als ein weiteres Zentrum für Flossenhandel etablieren.

Neben Taiwan und Hong Kong ist Singapur ein zusätzliches Flossenhandelszentrum. Singapur selbst veröffentlicht keine Daten und die Zahlen müssen aufgrund von Exporten anderer Nationen nach Singapur hochgerechnet werden. Singapur ist eher ein Umschlagplatz, denn seine Fischereiflotte ist klein.

Kasten

Vorteile der «Flag of Convenience»

Taiwanesische Schiffe, die unter FOC operieren, sind beispielsweise in Panama registriert. Ein unter panamesischer Flagge fahrendes, taiwanesisches Schiff kann so ungestört in den Hoheitsgewässern von Staaten fischen, die taiwanesischen Schiffen keine Fischereibewilligung erteilen.

1996 fuhren weltweit 20% aller Schiffe unter FOC und brachten 46% des gesamten Fischereivolumens ein.

Der Flossenhandel nimmt ständig zu und da Haie immer seltener werden auch die Preise. Momentan werden bereits bis zu 100 US Dollar pro Kilogramm bezahlt. Der Flossenmarkt muss bekämpft werden, wenn die weltweiten Haibestände gerettet werden sollen.

Vereinzelt unternehmen Regierungen Vorstösse, Finning zu verbieten oder zumindest einzuschränken, doch wird dies schlussendlich nicht ausreichen, die Bestände der Weltmeere zu retten. Kanada verbot 1994 das Abschneiden von Flossen. In der Anfangsphase konnte das Verbot jedoch nicht erfolgreich durchgesetzt werden. Erst seit Inkrafttreten des Bewirtschaftungsplans von 1997 wird das Finning-Verbot in gewisser Form garantiert. Brasilien schloss sich 1998 an und erliess ein Finning-Verbot für alle Schiffe, die innerhalb Brasiliens 200 Meilen Zone fischen. Ebenso wurde von den USA im Dezember 2000 ein Finning-Verbot für alle US-Hoheitsgewässer ausgesprochen. Restriktionen gibt es auch in Südafrika, England, Mauretanien, Mexiko, Malta, Namibia, Oman, den Philippinen und Israel.

Ein Anfang ist gemacht, es bleibt nur zu hoffen, dass weitere Länder sich anschliessen.

Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info



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modifiziert: 04.06.2016 11:48