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Shark Info   (15.08.1998)

Author

  Intro:

Der Weisse Hai

Dr. E. K. Ritter

  Hauptartikel:

Weisse Haie, Käfigtauchen und Haischutz

Dr. L. J. V. Compagno

  Artikel 1:

Hai-Unfälle

Dr. E. K. Ritter

  Artikel 2:

Carcharocles megalodon - ein Vorfahre von Carcharodon carcharias?

R. Kindlimann

  Artikel 3:

Meinungsforschung in Südafrika, der «Hochburg der Weissen Haie»

Dr. E. K. Ritter

  Artikel 4:

Die Hai-Stiftung/Shark Foundation

Dr. A. J. Godknecht


Shark Info-Meinungsforschung: Umfrage in Südafrika, der «Hochburg der Weissen Haie»

Bericht Shark Info

Shark Info führte im Juli 1998 in Südafrika bei verschiedenen an Weissen Haien interessierten Gruppen (Regierungsstellen, Wissenschafter, Naturschützer, kommerzielle Tauchanbieter, Fotografen, usw.) eine Umfrage durch. Damit sollten deren Ansichten zum Umgang mit Weissen Haien in Südafrika im Allgemeinen und zur Problematik in der Gegend von Dyer Island im Speziellen beleuchtet werden.

Die Fragen

Die Befragung wurde nicht repräsentativ, sondern selektiv durchgeführt. Dabei wurde streng darauf geachtet, möglichst unterschiedliche Interessensgruppen zu erfassen. Insgesamt wurden 21 Fragen zu den folgenden Themenkomplexen gestellt: Background des Befragten, die derzeitige Situation um Dyer Island, Fangtechniken, Markierungen und Markierungstechniken, Frequentierung und Belastung des Untersuchungsgebietes, Bürokratie und Bedrohung der Weissen Haie. Rund 41% der versandten Fragebogen kamen beantwortet zurück.

Die Auswertung

Interessanterweise waren die Befragten bei einigen Fragen fast einheitlich derselben Meinung. Bei anderen zeigten sich, je nach Backgrund der Befragten, grosse Abweichungen. Im Folgenden wird summarisch auf jene Antworten-Komplexe eingegangen, die überraschende oder unerwartete Ergebnisse ergaben.

Auf die Frage, ob wissenschaftliche Untersuchungen um Dyer Island herum durchgeführt werden sollten, war man sich einig, dass auch ausländische Wissenschafter zuzulassen seien. Von verschiedenen Seiten wurde hervorgehoben, dass wissenschaftliche Ergebnisse und Erkenntnisse mit den lokalen Organisationen zu teilen seien, dass ein Gremium südafrikanischer Wissenschafter über die Zulassung entscheiden oder die Forscher lokalen Universitäten angegliedert sein müssten. Keine Stellungnahme gaben die befragten Regierungsstellen ab.

Die Einführung eines Bewilligungssystems für den Zugang zu Weissen Haien um Dyer Island begrüssen Regierungsstellen und kommerzielle Gruppen einheitlich. Die Problematik um Dyer Island ist allgemein bekannt und man will ausdrücklich auch auf die Interessen der Tauchtouristen schützen. 67% der Befragten fordern, teilweise sehr explizit, eine aus Regierungsvertretern und Wissenschaftern bestehende Kontrollinstanz. Regierungsstellen ergänzen deutlich, dass Selbstkontrolle bisher erfolglos war. Kommerzielle Anbieter bezweifeln jedoch die Effizienz einer nur aus Forschern und Regierungsbeauftragten bestehenden Kontrollinstanz. Vorgeschlagen wurde ein aus mehreren Interessengruppen bestehendes Gremium. Die kommerziellen Anbieter betonen auch deutlich, dass Bewilligungen nur an die bereits vorhandenen Anbieter vergeben werden dürften.

Mehrheitlich betrachtet man ein Zahl von 4 - 8 Käfigtauch-Lizenzen als für die Gegend um Dyer Island verträglich (derzeit operieren 7 kommerzielle Anbieter um Dyer Island). Auch auf diesen Fragenkomplex gaben Regierungsstellen keine Antworten ab.

Kontrovers sind die Meinungen über die Einführung von festen Schonzeiten (Sperrtage) zum Wohl der Haie: Nur gerade 25% der Befragen sind dafür und immerhin 40% gaben keine Antwort ab. Erwartungsgemäss sind alle kommerziellen Anbieter dagegen.

Eine interessante Tendenz zeigen die Antworten auf die Frage, ob sich kommerzielle Anbieter organisieren sollten: 50% der Befragten sind dafür. Hierzu ist anzumerken, dass bereits ein solcher Versuch einiger Anbieter (White Shark Association) im letzten Jahr an unvereinbaren Interessen scheiterte.

Erstaunlich war, dass die meisten Befragten angaben, zur Anlockung der Haie, neben Chum (eine breiige mit Seewasser gemischte Fischmasse) auch sogenannte "Decoys" (Surfbretter und andere künstliche Gegenstände) einzusetzen.

75% der Befragten sind sich einig, dass, um deren Wanderungs- und Aktivitiätsmuster zu untersuchen, Markierungen an Weissen Haien durchgeführt werden sollten. Einzig über die Form ist man sich nicht einig. Tendenziell negativ eingestellte Gruppen sehen Vorteile im Einsatz von elektronischen, unter die Haut injizierten und nur mit speziellen Geräten zu registrierenden, nicht visuellen Markierungen. Die sogenannten PIT (Passive Integrated Transponder) haben den Vorteil, dass sie nicht von die Haut der Haie entzündenden Algen oder Krebsen befallen werden.

Höchst erstaunlich waren die Antworten auf die Frage, ob die Weissen Haie vom Aussterben bedroht seien. Mehr als die Hälfte der Befragten geht nicht von einer Bedrohung aus! Gerade gewisse Regierungsstellen sehen keine Bedrohung der Bestände.

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Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info



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modifiziert: 04.06.2016 11:48