Bericht Shark Info
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Foto: Mangroven
© Shark Info / Peter Jaeggi
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Ursprünglich waren schätzungsweise drei Viertel aller tropischen und subtropischen
Küstenlinien der Erde mit Mangroven bewachsen; laut dem UNO-Umweltschutz Programm
(UNEP) ist heute die Hälfte des Bestandes zerstört. Die umfangreichsten Vernichtungen
geschehen im asiatischen Raum. So waren zum Beispiel auf den Philippinen 1920 noch 5000
Quadratkilometer mit Mangroven bedeckt - heute sind es nur noch etwas über 350 Quadratkilometer.
Auch im Nachbarstaat Indonesien schreitet die Mangrovenzerstörung
in beängstigendem Mass voran; das Land produziert für den Export nach Japan jedes Jahr eine
Viertelmillion Kubikmeter Holzspäne aus Mangrovenhölzern. Daneben werden Mangroven
hauptsächlich zur Schaffung von Reisfeldern sowie Fisch- und Krevetten-Farmen zerstört.
Welche Folgen das Abholzen hat, zeigt das Beispiel von Java, wo früher fast die gesamte
Nordküste mit diesen Pflanzen gesäumt war. Heute haben sie den «Tambaks»
Platz gemacht, den Fischfarmen. Der Beginn der Mangrovenvernichtung auf Java brachte
eine zunehmende Zerstörung von Geburts- und Kinderstuben und damit einen massiven Rückgang
der Fischereierträge. Denn in den ufernahen Lebensräumen beginnt nicht nur das Leben
der meisten Haie, sondern auch jenes vieler Knochenfische. Um den Ausfall wettzumachen,
wurden immer mehr Fischfarmen angelegt - und stets mehr Mangroven abgeholzt.
Das Tun rächt sich mehrfach; nicht nur die natürlichen Fischereierträge gehen bei
dieser Uferzerstörung zurück: fehlende Mangroven mit ihrem verästelten Wurzelwerk
fördern Erosionen und weitere Landschaftszerstörungen.
Die Evolutionsgeschichte der Haie zeigt, dass auch frühe Formen entlang von Küsten
und Schelfregionen lebten. Fossile Funde im heutigen Montana (USA) belegen, dass
jene Zonen vor 320 Millionen Jahren als Gebär- und Kinderstuben dienten. Haie kennen
keine Brutpflege; mit dem Gebären in geschützten Regionen von Buchten,
Lagunen und Flussmündungen
reduzieren jedoch die Elterntiere den Räuberdruck auf
ihre Nachkommen; denn flache
Gewässer limitieren oder verhindern den Zugang für
grössere Haie. Diese Jahrmillionen alte Schutz-Strategie war
ein erfolgreiches Konzept, um sich an der Spitze von
Nahrungsketten zu halten - bis vor kurzem, bevor der Mensch begann, in wenigen Jahren
riesige Ufergebiete zu vernichten.
Die bevorzugten Beutetiere der Junghaie leben in den flachen Gewässern von Uferzonen.
Wenn diese Nahrungsgrundlage durch die Vernichtung der Mangroven verschwindet, sind
die Junghaie gezwungen, weiter draussen nach Nahrung zu suchen. Die Folgen sind zum
einen die Dezimierung der Beutetiere und zum andern fallen viele, noch nicht geschlechtsreife
Haie grösseren Arten zum Opfer. Es sind Faktoren, die auf die
Grösse und die Stabilität von Haipopulationen negative Auswirkungen haben.
Sinken deren Bestände wegen zu wenig fortpflanzungsfähigen
Tieren unter eine bestimmte Grösse, sind sie nicht
mehr überlebensfähig. Modelle und daraus abgeleitete Szenarien lassen vermuten, dass
bereits geringe Reduktionen des Nahrungsangebotes genügen, um für juvenile Haie diesen
geschützten Lebensraum ungeeignet zu machen. Verlieren die Junghaie im Uferbereich
ihren Schutz- und Nahrungsraum, müssen sie zwangsläufig in die für
sie gefährlichen tieferen Gewässer ausweichen.
Haie können sich nicht gegen diesen vielfältigen Druck wehren. Zum Teil nur wenig
Nachkommen und eine Geschlechtsreife die sich, wie beim Dornhai, erst mit zwanzig
und mehr Jahren einstellt, halten mit den Umweltzerstörungen nicht Schritt - und
auch nicht mit einer grenzenlosen Überfischung.
Um das Überleben der Haie - und vieler anderer mariner Organismen - zu sichern, genügt
die Beschränkung von Fangquoten allein nicht. Werden die Geburts- und Kinderplätze
der Tiere nicht geschützt, werden zahlreiche Arten stark reduziert und die Gefahr
besteht, dass sie eines Tages in ihrer Weiterexistenz gefährdet sein werden. Erfolgreiche
Schutzmassnahmen müssen deshalb die Evolutions- und Lebensgeschichte von Haien und
deren Biologie miteinbeziehen. Die Bewirtschaftungsmassnahmen müssen weltweit neu
überdacht werden: Fangverbote für juvenile Tiere, drastische Einschränkung von Fangquoten
und vor allem der Schutz, bzw. die Wiederherstellung der küstennahen Biotope, wie
etwa in Thailand und Florida, wo Mangroven nun wieder angesiedelt werden.
Ohne artspezifischen Schutz der Lebensräume mit besonderer Berücksichtigung der Biologie
von Jungtieren wird es früher oder später zu drastischen Abnahmen der Haibestände
kommen.
Von den rund 380 Haiarten leben nur gerade 5% ozeanisch; das heisst: diese Arten gebären
in der Hochsee. Etwa 50% aller Arten leben auf dem Kontinentalsockel bis in Tiefen
von etwa 200 m, 40% leben in tieferen Regionen unterhalb von 200 m bis etwa 4000 m
und etwa 5% kommen in allen erwähnten Regionen vor. Das bedeutet: der weitaus grösste
Teil dieser Meeresräuber lebt in küstennahen Zonen.
Weltweit gibt es 69 anerkannte Mangrovenarten, die zu 20 verschiedenen Familien gehören
und vielfältige Erscheinungsformen zeigen. Die höchsten wachsen in Südamerika und
können über 40 Meter hoch werden; viele Arten sind weniger als einen Meter hoch.
Mangroven leben im Grenzraum von Land und Wasser und sind ein Sammelbegriff für Bäume und
Büsche, die in den Gezeitenzonen leben. Sie spielen nicht nur für den Fortbestand
des marinen Lebens eine wichtige Rolle, sondern sind auch das Habitat zahlreicher
weiterer Tiere. Dazu gehören laut WWF-Studien unter vielen anderen rund 500 Insektenarten,
229 Krustentiere, 283 Knochenfischarten, 177 Vogel- und 36 Säugetierarten.
In den frühen achtziger Jahren wurden laut WWF weltweit 401 Mangroven-Regionen mit
einer Gesamtfläche von 17 Millionen Hektaren registriert; rund 30% davon in Asien.
Urbanisierung, das Fällen zur Gewinnung von Bau- und Brennholz sowie zur
Holzkohlegewinnung, Veränderungen von Flüssen und Kahlschlag
für Aquakulturen (z.B. Krevettenfarmen)
sind die Hauptgründe einer zunehmenden Zerstörung. Für Aquakulturen wurden bisher
weltweit rund 765 500 Hektaren Mangroven gerodet (639 000 ha für die Krevettenzucht).
Laut einer WWF-Studie haben die Philippinen, Thailand, Malaysia, Indien, Ecuador und Taiwan
als Folge der Krevettenzucht «signifikante» Mangrovenverluste zu verzeichnen.
Beinahe zwei Drittel der Menschheit lebt in Küstengebieten; 30 der 50 grössten Metropolen
liegen direkt oder nahe am Meer. Die Bevölkerung von bereits heute dicht besiedelten
Nationen wie Bangladesh, Indonesien und anderer Länder, die an
Ozeane grenzen, nimmt rasant zu. Neben diesem Bevölkerungsdruck sind es vielerorts grosse
Mengen an
Schwermetallen, Agraochemikalien und anderer Schadstoffe, die von grossen Flüssen
in die küstennahen Gewässer transportiert werden.
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Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info
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