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Foto: Finning
© Shark Info / Chris Schwitz
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Der Hai als Allerweltsheilmittel: auf dem Buckel schwerkranker Menschen
blüht seit einiger Zeit das Geschäft mit pulverisiertem Haiknorpel. Gegen teures
Geld wird dieser unter anderem zur Heilung von Krebs propagiert. Dies, weil bei Haien
angeblich keine Tumore bekannt sind - doch auch Haie bekommen Krebs. Heilende Wirkungen
werden zudem für eine ganze Anzahl weiterer Leiden versprochen. So soll Haiknorpel
auch bei Gelenkkrankheiten wie Arthritis, bei rheumatischen Erkrankungen und verschiedenen
Knochenkrankheiten helfen. Im Fernen Osten wird der Flossenknorpel zu vermeintlich
potenzsteigernden Mittelchen verarbeitet. Hierzulande erscheint das Haipulver in
der Werbung schlicht als «Hilfe für strapazierte Muskeln, Knochen
und Gelenke» angeboten. Tatsache ist: weder die Wirkung als Krebsheilmittel noch die Hilfe bei
irgendwelchen anderen Krankheiten sind klinisch nachgewiesen. Die rechtlich unzulässigen
Heilsverkündungen sind einzig für die Geldbeutel von Herstellern und Vertreibern von
Nutzen. Dazu der Biochemiker Carl Luer, Wissenschafter am Mote Marine Lab in
Sarasota, der seit Jahren Haiknorpelforschung betreibt: «Die Idee, zur Krebsbehandlung
Haiknorpel zu verspeisen, ist absurd. Das ist, als versuchte ein Kurzsichtiger
durch den Verzehr von Adlerfleisch seine Sehkraft zu verbessern».
Die Leidtragenden
sind einerseits betrogene Patienten und Patientinnen; andererseits die Haie: von
den über 370 bekannten Arten ist heute ein Fünftel gefährdet.
Zwar beteuern die Vertreiber von Haipulver, das unter dem Namen wie
«Haifit», «Cartilade»,
«Hai-Acord» oder «Haitin» verkauft wird, dass ihretwegen kein Hai
das Leben lassen müsse - es würden lediglich Haie aus dem Beifang verarbeitet. Es
gibt jedoch Belege dafür, dass zumindest ein Teil der Tiere gezielt
für die Knorpelgewinnung
gefangen wird. Zudem ist das Argument mit dem Beifang eine Augenwischscherei, da
es doch lediglich dazu dienen soll, den verantwortungslosen Beifang zu legitimieren.
Gerechtfertigt wird mit dem Haipulver zudem eine grosse Tierquälerei, da der verwendete
Knorpel oft von «gefinnten» Haien stammt: Den noch lebenden Tieren werden
die für die Suppenindustrie bestimmten Flossen abgeschnitten - der Rest des Tierkörpers
wandert in die Haiknorpelverarbeitung.
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