Von John Mc Kinney
Dokumentarfilmer
und Photo-Journalisten trugen in den letzten 15 Jahren sehr viel
dazu bei, die Situation der Haie und die Warnung «Haie sind in
Gefahr» der Öffentlichkeit ins Bewusstsein zu bringen. Die Bilder
und Filme vermitteln nicht nur Informationen, sie sind zum Teil
auch schockierend und zeigen die harte Realität des Haifangs. Es
ist unbestritten, dass keine andere Form der Kommunikation die
Menschen mehr berührt als diese. Unglücklicherweise braucht es die
entrüsteten Proteste vieler Menschen, um die düstere Zukunft der
Haie zu ändern.
Ich war 15 Jahre alt, als ich den ersten Haie vor
der Küste Australiens in der «Coral Sea» mit meinem Vater zusammen
gesehen habe. Ich ahnte damals noch nicht, dass ich eines Tages in
seine Stapfen treten, sein Filmgeschäft übernehmen und meinerseits
Hai-Filme drehen würde. Und genau das tue ich jetzt schon seit mehr
als 12 Jahren. Ich versuche ständig mit meinen Bildern auf die
Gefahr hinzuweisen, in welcher sich Haie befinden. Man kann dem
Finning (Flossenabschneiden), der ungenügenden
Fischereibewirtschaftung, den asiatischen Ländern, der
Überbevölkerung, der Verschmutzung der Meere oder anderem die
Schuld geben. Tatsache bleibt, dass Haie in grosser Gefahr sind -
und viele Menschen wissen das auch. Fernsehstationen mit ihren
teilweise riesigen Einschaltquoten haben begonnen, diese
Hiobsbotschaft mit grosser Regelmässigkeit zu verbreiten. So
erreicht alleine der Informations- und Lernsender «Discovery
Channel» weltweit 50 Millionen Zuschauer. Zugegeben, es gibt viele
Ungenauigkeiten oder auch Fehlinformationen in vielen dieser Filme
und man schämt sich auch ab und zu für seine Kollegen, wenn
unsachlich berichtet wird. Damit wird jedoch ebenfalls der
Grundtenor verbreitet, dass Haie gefährdet sind und unter dem
Strich ist es nur das, was zählt.
Das Drehen und Produzieren eines Haifilms ist kein leichtes
Unternehmen, umsomehr, wenn man es fachlich richtig und nicht
abgedroschen machen möchte. So ist es ein Leichtes in die Bahamas
zu gehen, dort ins Wasser zu springen und die «Gentlemen in grauen
Anzügen» zu filmen. Versucht man aber ein Tier auf Film zu bannen,
das noch nie vorher gefilmt wurde, ist das ein ganz anderes
Unterfangen. Für alle Beteiligten ist es dabei meist dieselbe
nervenaufreibende Geschichte. Vorbereitungen, Bewilligungen und
Probleme bis zum dem Punkt, an dem die Kamera dann endlich zu
rollen beginnt. Und unabhängig davon, wieviele Stunden man auf
einzelne Haiarten warten muss bis sie endlich auftauchen oder
wieviele Male man auch Pech hat und sie nicht auftauchen. Am
Schluss hat es sich immer gelohnt. Sieht man den fertigen Film im
Fernsehen, hat man die Gewissheit, mitgeholfen zu haben, Menschen
über Haie aufzuklären, sie zu informieren und den Schutzgedanken
für diese in Not geratenen Tiere zu fördern.
Es wurde viel diskutiert, ob man Tiere in freier
Wildbahn lediglich beobachten und dokumentieren soll, oder ob es
vertretbar ist, sie mit Futter anzulocken. Sicher, die einfachste
und ökonomischste Methode einen Hai vor die Kamera zu bringen, ist
das Anbieten von Futter. Man muss sich bei diesem Versuch nicht
schlecht fühlen, obwohl eingestanden werden muss, dass diese Form
wahrscheinlich das Verhalten des Hais verändert. Es darf jedoch
nicht ausser Acht gelassen werden, dass natürliches Verhalten sehr
schwer zu filmen ist. Man benötigt dafür neben extrem viel Zeit -
die man zwar gerne bereit wäre zu investieren - auch viel Geld und
daran scheitern solche Projekte oft. Glücklicherweise ist man aber
doch wenigstens ab und zu am richtigen Ort zur richtigen Zeit, um
einige solcher natürlicher Verhaltensweisen filmen zu können.
Eines der grössten Probleme, mit dem
man sich als Haifilmer konfrontiert sieht, ist das Problem zwischen
wissenschaftlicher Orientierung und blutgierigem Trend. Einige
meiner Kollegen und ich sind an der Haiwissenschaft interessiert,
und das aus einem guten Grund: je mehr wir wissen, desto bessere
Filme können wir drehen. Es ist jedoch nicht so einfach, einen
wissenschaftlich orientierten Film einer Fernsehstation zu
verkaufen. Viele Fernsehstationen würden gerne vermehrt solche
Filme zeigen, doch stehen wie immer die Einschaltquoten an oberster
Stelle. Und leider ist es eben immer noch so, dass blutrünstige
Szenen mit Haien mehr Zuschauer vor den Fernseher locken als
wissenschaftlich orientierte Tatsachenberichte. Der Hauptgrund,
weshalb Haie nachwievor solch hohe Einschaltquoten erzielen, liegt
im Angst-Faktor. Zuschauer sehen gerne, was ihnen Angst einflösst,
speziell wenn es sich dabei um die Zähne eines grossen Weissen Hais
handelt. Und genau hier liegt das grosse Problem für die
Filmemacher. Sehr wenige Zuschauer interessieren sich für rein
wissenschaftlich aufgemachte Filme. Der Grossteil will nicht nur
informiert, sondern auch unterhalten und erschreckt werden. Und so
steht der Filmemacher genau in der Mitte. Nicht zuletzt auch wegen
den oftmals spektakulären Bildern beginnen sich jedoch langsam
immer mehr Zuschauer auch für die wissenschaftliche Seite zu
interessieren.
* John Mc Kinney dreht seit
Jahren Unterwasserfilme. Er ist
übrigens der einzige Filmemacher, der je in der Lage war, Goldene
Hammerhaie zu filmen.
Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info / John Mc Kinney
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