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Shark Info   (15.03.2001)

Author

  Intro:

Kommunizieren mit Haien

Shark Info

  Hauptartikel:

Kommunizieren mit Haien

Dr. E. K. Ritter

  Artikel 1:

Haie aus der Sicht eines Filmemachers

J. Mc Kinney

  Artikel 2:

Walhaitourismus auf den Philippinen

Shark Info

  Artikel 3:

GIMEC-Sitzung in New Orleans

Dr. E. K. Ritter

  Artikel 4:

Höchst erfreulicher Start der Hai-Ausstellung in St. Gallen

Shark Info

  Fact Sheet:

Kleinaugen-Hammerhai

Dr. E. K. Ritter


Haie aus der Sicht eines Filmemachers

Von John Mc Kinney

Dokumentarfilmer und Photo-Journalisten trugen in den letzten 15 Jahren sehr viel dazu bei, die Situation der Haie und die Warnung «Haie sind in Gefahr» der Öffentlichkeit ins Bewusstsein zu bringen. Die Bilder und Filme vermitteln nicht nur Informationen, sie sind zum Teil auch schockierend und zeigen die harte Realität des Haifangs. Es ist unbestritten, dass keine andere Form der Kommunikation die Menschen mehr berührt als diese. Unglücklicherweise braucht es die entrüsteten Proteste vieler Menschen, um die düstere Zukunft der Haie zu ändern.

Ich war 15 Jahre alt, als ich den ersten Haie vor der Küste Australiens in der «Coral Sea» mit meinem Vater zusammen gesehen habe. Ich ahnte damals noch nicht, dass ich eines Tages in seine Stapfen treten, sein Filmgeschäft übernehmen und meinerseits Hai-Filme drehen würde. Und genau das tue ich jetzt schon seit mehr als 12 Jahren. Ich versuche ständig mit meinen Bildern auf die Gefahr hinzuweisen, in welcher sich Haie befinden. Man kann dem Finning (Flossenabschneiden), der ungenügenden Fischereibewirtschaftung, den asiatischen Ländern, der Überbevölkerung, der Verschmutzung der Meere oder anderem die Schuld geben. Tatsache bleibt, dass Haie in grosser Gefahr sind - und viele Menschen wissen das auch. Fernsehstationen mit ihren teilweise riesigen Einschaltquoten haben begonnen, diese Hiobsbotschaft mit grosser Regelmässigkeit zu verbreiten. So erreicht alleine der Informations- und Lernsender «Discovery Channel» weltweit 50 Millionen Zuschauer. Zugegeben, es gibt viele Ungenauigkeiten oder auch Fehlinformationen in vielen dieser Filme und man schämt sich auch ab und zu für seine Kollegen, wenn unsachlich berichtet wird. Damit wird jedoch ebenfalls der Grundtenor verbreitet, dass Haie gefährdet sind und unter dem Strich ist es nur das, was zählt.

 

Die Herstellung eines Haifilms

Das Drehen und Produzieren eines Haifilms ist kein leichtes Unternehmen, umsomehr, wenn man es fachlich richtig und nicht abgedroschen machen möchte. So ist es ein Leichtes in die Bahamas zu gehen, dort ins Wasser zu springen und die «Gentlemen in grauen Anzügen» zu filmen. Versucht man aber ein Tier auf Film zu bannen, das noch nie vorher gefilmt wurde, ist das ein ganz anderes Unterfangen. Für alle Beteiligten ist es dabei meist dieselbe nervenaufreibende Geschichte. Vorbereitungen, Bewilligungen und Probleme bis zum dem Punkt, an dem die Kamera dann endlich zu rollen beginnt. Und unabhängig davon, wieviele Stunden man auf einzelne Haiarten warten muss bis sie endlich auftauchen oder wieviele Male man auch Pech hat und sie nicht auftauchen. Am Schluss hat es sich immer gelohnt. Sieht man den fertigen Film im Fernsehen, hat man die Gewissheit, mitgeholfen zu haben, Menschen über Haie aufzuklären, sie zu informieren und den Schutzgedanken für diese in Not geratenen Tiere zu fördern.

Anlocken von Haien durch Futter

Es wurde viel diskutiert, ob man Tiere in freier Wildbahn lediglich beobachten und dokumentieren soll, oder ob es vertretbar ist, sie mit Futter anzulocken. Sicher, die einfachste und ökonomischste Methode einen Hai vor die Kamera zu bringen, ist das Anbieten von Futter. Man muss sich bei diesem Versuch nicht schlecht fühlen, obwohl eingestanden werden muss, dass diese Form wahrscheinlich das Verhalten des Hais verändert. Es darf jedoch nicht ausser Acht gelassen werden, dass natürliches Verhalten sehr schwer zu filmen ist. Man benötigt dafür neben extrem viel Zeit - die man zwar gerne bereit wäre zu investieren - auch viel Geld und daran scheitern solche Projekte oft. Glücklicherweise ist man aber doch wenigstens ab und zu am richtigen Ort zur richtigen Zeit, um einige solcher natürlicher Verhaltensweisen filmen zu können.

Wissenschaft versus Blutgier

Eines der grössten Probleme, mit dem man sich als Haifilmer konfrontiert sieht, ist das Problem zwischen wissenschaftlicher Orientierung und blutgierigem Trend. Einige meiner Kollegen und ich sind an der Haiwissenschaft interessiert, und das aus einem guten Grund: je mehr wir wissen, desto bessere Filme können wir drehen. Es ist jedoch nicht so einfach, einen wissenschaftlich orientierten Film einer Fernsehstation zu verkaufen. Viele Fernsehstationen würden gerne vermehrt solche Filme zeigen, doch stehen wie immer die Einschaltquoten an oberster Stelle. Und leider ist es eben immer noch so, dass blutrünstige Szenen mit Haien mehr Zuschauer vor den Fernseher locken als wissenschaftlich orientierte Tatsachenberichte. Der Hauptgrund, weshalb Haie nachwievor solch hohe Einschaltquoten erzielen, liegt im Angst-Faktor. Zuschauer sehen gerne, was ihnen Angst einflösst, speziell wenn es sich dabei um die Zähne eines grossen Weissen Hais handelt. Und genau hier liegt das grosse Problem für die Filmemacher. Sehr wenige Zuschauer interessieren sich für rein wissenschaftlich aufgemachte Filme. Der Grossteil will nicht nur informiert, sondern auch unterhalten und erschreckt werden. Und so steht der Filmemacher genau in der Mitte. Nicht zuletzt auch wegen den oftmals spektakulären Bildern beginnen sich jedoch langsam immer mehr Zuschauer auch für die wissenschaftliche Seite zu interessieren.

* John Mc Kinney dreht seit Jahren Unterwasserfilme. Er ist übrigens der einzige Filmemacher, der je in der Lage war, Goldene Hammerhaie zu filmen.

Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info / John Mc Kinney



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modifiziert: 04.06.2016 11:48