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Carcharias taurus. a) Seitenansicht, b) Kopfprofil,
c) Unterseite (juv. Männchen),
d) Nasenklappe, e) obere und untere linke Zahnreihe.
© D. Weber
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Wenn es eine Haiart gibt, die nur wegen ihres
Äusseren verfolgt und abgeschlachtet wird, so sind es die Sandtigerhaie (Carcharias taurus). Diese
harmlose Art wurde in einzelnen Regionen der Erde nahezu vollständig ausgelöscht. Ob die
Schutzmassnahmen, die in einigen Ländern eingeführt wurden, Wirkung zeigen, bleibt abzuwarten.
Sandtigerhaie unternehmen jährlich weite Wanderungen.
So tauchen sie saisonal - normalerweise innerhalb einer Zeitspanne von wenigen Wochen - immer wieder
an denselben Orten auf. Ihr Lebensraum erstreckt sich bis in eine Tiefe von ca. 200 m. Sie sind eher
nachtaktiv. Sandtigerhaie sind nach heutigem Wissensstand die einzigen Haie, die an die
Wasseroberfläche aufsteigen und Luft schlucken, um so ihren Auftrieb zu regulieren. Dies ermöglicht
ihnen, in jeder beliebigen Tiefe bewegungslos zu verharren. Obwohl sie sehr kräftig sind, wirken sie
träg und schwimmen eher langsam.
Das äussere Erscheinungsbild eines Sandtigerhais
widerspiegelt das Bild eines allen Vorurteilen entsprechenden Hais: gross, mit permanent sichtbaren,
langen und dolchförmigen Zähnen. Doch entgegen ihrem Äusseren sind Sandtigerhaie völlig harmlos.
Sandtiger haben erstaunlich kleine Augen, jedoch keine Nickhaut (3. Augenlid, das als Schutz über das
Augen gezogen werden kann. Man findet sie z.B. bei allen Grauhaien). Das wohl typischste
Erkennungsmerkmal - neben den Zähnen - sind die beiden gleich grossen Rückenflossen. Sandtigerhaie
sind hellbraun gefärbt, mit einer bronzenen Rückenfärbung und einem weissen Bauch. Die Flanken sind
oft rötlich gefleckt.
Sandtigerhaie können eine Länge von über 300 cm erreichen. Männchen und
Weibchen werden mit einer Grösse von ca. 220 cm geschlechtsreif. Jungtiere werden mit einer Länge von
ca. 100 cm lebend geboren.
Sandtigerhaie fressen vorzugsweise Fische wie Heringe, Schnapper,
Aale, Makrelen oder andere, seltener auch kleine Haiarten. Berichten zu folge soll diese Art auch
gemeinsam Jagd auf Fischschwärme machen, indem sie die Schwärme zusammentreiben und sie damit zur
leichteren Beute machen.
Die Fortpflanzung der Sandtiger ist recht ungewöhnlich. Während
der Embryonalphase fressen die am weitesten entwickelten Embryos ihre weniger weit entwickelten
Geschwister auf. So überleben nur die beiden stärksten Jungen - eines pro Gebärmutter - und werden zur
Welt gebracht. Die Überlebenschancen der jungen Sandtiger werden dadurch markant erhöht, denn sie
sind bei ihrer Geburt mit einem Meter bereits so gross, dass sie nur noch wenige natürliche Feinde
haben. Eine ähnliche Strategie findet man auch bei anderen Haiarten, wobei sich dort die Embryonen
jedoch nicht voneinander, sondern nur von wenig weit entwickelten Eiern in der Gebärmutter ernähren.
Solche Strategien kommen jedoch nur bei Haiarten vor, die keine eigentliche Gebärmutter besitzen, denn
diese sorgt sonst für den konstanten Nahrungsnachschub. Die Schwangerschaft dauert bei Sandtigern 8
bis 12 Monate.
Sandtiger findet man nahezu weltweit in gemässigten Regionen. Sie kommen im
westlichen Atlantik von Maine bis hinunter in den Golf von Mexiko vor, fehlen jedoch in den tropischen
Gewässern der Karibik. Man findet sie allerdings noch vereinzelt in den Bahamas. Weitere Regionen sind
vom südlichen Brasilien bis Argentinien, um Bermuda, um die Kanarische Inseln und im Mittelmeer. In
Afrika findet man sie vorwiegend um Südafrika und im Roten Meer. Weitere Verbreitungsgebiete sind
Australien und Tasmanien.
Sandtigerhaie kommen oft in grösseren Gruppen vor, die sich zur
Paarung oder der gemeinsamen Nahrungssuche zusammenfinden. Neueren Beobachtungen zur Folge, zeigen
Sandtigerhaie ein ausgeprägtes Sozialverhalten. So treffen sie sich nicht selten gesellig unter
Felsüberhängen oder ähnlichen Strukturen und bleiben dort - mit Hilfe der geschluckten Luft - oft
längere Zeit bewegungslos stehen.
Trotz ihres eher Furcht einflössenden
Äusseren handelt es sich um harmlose Tiere, denen man sich ohne Bedenken nähern kann. Kommt man ihnen
zu nahe, schwimmen sie einige Meter weg und bleiben wieder stehen. Da Sandtiger nicht sehr scheu sind,
wurden ihre Bestände schnell dezimiert, als die erste Welle der «Haihysterie» über die Menschen
hereinbrach. Speziell in Australien führte dies zu einer bedenklichen Reduktion ihrer Bestände. In
Australien sind die Sandtigerhaie heute geschützt.
Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info / Dr. Erich K. Ritter
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