Bericht Shark Info
Das «Revillagigedo Island Marine» Reservat ist der einzige nationale
Unterwasserpark Mexikos. Er wurde vor 6 Jahren gegründet und umfasst den gesamten
Revillagigedo-Archipel mit seinen 4 Inseln. Die bekannteste der Inseln ist San Benedicto. Der Archipel
liegt zirka 400 km süd-südöstlich von Cabo San Lucas (Baja California) im Pazifik und ist nur mit
Schiffen vom Festland her erreichbar. Der Park war berühmt für seine üppigen Haibestände und als
Heimat der grössten Mantas (bis 2 Tonnen) der Welt. Die Revillagigedo Inseln sind jedoch nicht nur ein
Tummelplatz für eine Vielzahl von Haien und Rochen, sondern auch die Zufluchtstätte für verschiedene
bedrohte Vogelarten. Die Biosphäre des Archipels wird oft auch als «das kleine Galapagos von Mexiko»
bezeichnet. Der Park gilt als Magnet für Sporttaucher aus aller Welt und die Einnahmen aus dem
Tauchtourismus werden jährlich auf 2 Millionen US Dollar geschätzt.
Man nannte es
das Valentins-Massaker, als am 14. Februar 1994 Fischerboote vor San Benedicto auftauchten, um
Manta-Rochen und Haie abzuschlachten. Dieses Massaker war der Auslöser für die Gründung des
Revillagigedo Parks und dafür, dass Mantas in Mexiko auf die Liste der bedrohten Tierarten gesetzt
wurden. Heute drohen Bussen von bis zu 10 000 US Dollar beim Fang oder Töten eines Mantas.
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Ein Seidenhai (Carcharhinus falciformis)
im Netz der Wilderer.
© Seawatch |
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Nun geschah es wieder, wieder im Revillagigedo Archipel, aber dieses Mal im geschützten
Unterwasserpark und in gigantischem Ausmass.
Zwei Schiffe mit Tauchern waren es, die am 2. Mai 2000
auf das Massaker aufmerksam machten. Von Cabo San Lucas kommend, bemerkten die «Ambar III» und die
«Solmar V» sieben Fangschiffe, die in den Gewässern rund um die Inseln ihre Driftnetze ausgelegt
hatten. Laut Gesetz ist es verboten, innerhalb der 12 Meilen Zone um die Inseln zu fischen, und auch
Sportfischer benötigen eine spezielle Genehmigung, um innerhalb dieser Zone zu tauchen.
Einer der Kapitäne der beiden Tauchboote, Mike McGettigan, ist Gründer der SEAWATCH,
einer in Oregon, USA,
stationierten, privaten Organisation mit dem Ziel, die «Sea of Cortez» zwischen der Baja California
und dem mexikanischen Festland zu schützen. SEAWATCH verbreitet Informationen in Mexiko, den USA und
der restlichen Welt, um die Zerstörung der Cortez-See zu verhindern. McGettigan schaltete sofort die
Behörden ein und dokumentierte die Vorgänge auf Video.
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Die Macapule III.
© Seawatch |
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Insgesamt wurden sieben Driftnetz Fangschiffe,
alle zwischen 70 und 90 Tonnen Wasserverdrängung registriert und gefilmt. Die Schiffe waren je mit
mehr als 3 km Driftnetzen ausgerüstet. Wie die Verhöre der Crews später ergaben, fischten die Boote
während 4 bis 5 Tagen innerhalb der Grenzen des Parks, teilweise nur 400 m vom Ufer entfernt. Taucher
konnten nicht nur fünf der sieben Boote identifizieren, die «Victor M. Calzas»,
«Macapule III»,
«Mazatleco», «Tiburon Maco» und die «Nino», sie konnten sogar das
Massaker unter - und über Wasser
filmen.
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Ein Manta (Manta birostris) im Netz der Wilderer.
© Seawatch |
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Anhand dieser Video-Dokumente wurden schätzungsweise 2000 bis 4000 Haie auf die Boote gezogen
und gefinnt. Daneben wurden auch Schildkröten und andere Meerestiere gefangen. Die «Nino» wurde
gefilmt, wie sie über «Bolder Rock», einer unter Wasser gelegenen Bergspitze, die aus grosser Tiefe
bis nahe an die Oberfläche reicht, ihre Netze einzog. Der «Bolder Rock» liegt nur zirka
400 m vom Ufer
entfernt und ist der Sammelpunkt für die weltweit grössten Mantas. Solche Mantas wurden in den Netzen
der «Nino» gefilmt.
Das Massaker war vollständig und zerstörte eine einmalige Unterwasserwelt.
Aufgrund der Aussagen der Taucher vor Ort wurden danach keine lebenden Haie mehr gesichtet.
Obwohl die Videoberichte über das Massaker vom 2. Mai
2000 der mexikanischen Regierung vorliegen, sind bis heute noch keine Anklagen gegen die Wilderer
erhoben worden.
Julia Carabias Lillo, Mexikos Umweltministerin, liess in einem Interview zwar
verlauten, dass ihr bekannt sei, dass in dieser Region illegal gefischt wird, doch sie stellte die
Zahl der abgeschlachteten Haie in Frage. Man untersuche diese Angelegenheit und Bestrebungen wären im
Gang, die Region besser zu kontrollieren. Im Juni würde ein Untersuchungsbericht veröffentlicht.
Für die mexikanischen Behörden ist der Schutz des Archipels nicht einfach, denn die Inseln sind
400 km
vom Festland entfernt. Es stehen nicht genügend Ressourcen für eine ausreichende Kontrolle der Region
zur Verfügung. Die mexikanische Marine unterhält zwar einen Aussenposten in Socorro, der grössten der
4 Inseln und rund 60 km von San Benedicto entfernt, sonst ist die Region aber unbewohnt.
Den effektivsten Schutz bieten immer noch die Sporttaucher und die amerikanischen Jachten, die diesen Park
regelmässig besuchen.
Bedenkt man die geringe Fortpflanzungsgeschwindigkeit
der Haie, so dürften die Revillagigedo Inseln zumindest bezüglich der Haie ihre Vielfalt und
Einmaligkeit für sehr lange Zeit verloren haben. Doch selbst wenn sich die Hai-Bestände eines Tages
wieder erholen würden, brauchen sie Schutz und keine vagen Absichtserklärungen und Ausflüchte der
zuständigen Ministerien, die mit ihrer laschen Haltung gewissenlose Fischer geradezu zum Wildern
auffordern.
Veröffentlichung nur mit Quellenangabe: Shark Info
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